Begegnung mit Ben: Eine Geschichte von Liebe und Widerstandskraft
Ich lernte Ben zum ersten Mal kennen, als er 1 Jahr und 8 Monate alt war. Er ist ein aufgewecktes und neugieriges Kind, das sich mit dem Wolf-Hirschhorn-Syndrom, Hypotonie (niedriger Muskeltonus) und einer globalen Entwicklungsverzögerung durch die Welt bewegt.
Ben lebt bei seinen wunderbar engagierten Eltern, S. und N., und ist von dem tiefen Wunsch umgeben, ihm zu helfen, sich zu entwickeln. Eine der wichtigsten Errungenschaften der ersten Jahre war die Ernährung. Dank ihrer unglaublichen Geduld und Hartnäckigkeit ist es ihnen gelungen, Ben ohne Ernährungssonde zu ernähren - ein Beweis für ihr unermüdliches Engagement. Dieses kleine Detail spricht Bände; es zeigt, wie Liebe in Verbindung mit hingebungsvollem Üben einen täglichen Kampf in eine Grundlage für eine Verbindung verwandeln kann.
Hören, was der Körper sagt
Bei meiner Arbeit besteht der erste Schritt immer darin, zuzuhören - nicht nur auf die Worte der Eltern, sondern auch auf die Bewegungen und den Ausdruck des Kindes. Während unserer ersten Sitzungen erzählte uns Bens Körper eine Geschichte:
Bewegung und Bewusstsein: In der Bauchlage war Ben tolerant, schaute aber oft nach unten und bevorzugte eine Seite. Auf dem Rücken drückte er sich mit den Fersen nach hinten - ein häufiges Muster, das zeigt, dass er sich zwar bewegen möchte, aber noch mehr integrierte Möglichkeiten dazu braucht. Ein neuer Durchbruch war seine Fähigkeit, im Sitzen zu balancieren - ein schönes Zeichen dafür, dass sein Gehirn beginnt, sich selbst zu organisieren, um Stabilität zu gewährleisten.
Spiel und Verbindung: Bens Interesse an Spielzeugen war deutlich, auch wenn er sich manchmal nur kurz darauf konzentrierte. Seine Schaukel- und Biegebewegungen waren eine reichhaltige Form der Kommunikation und signalisierten alles, von Freude bis hin zu Überreizung. Unsere Aufgabe bestand hier nicht darin, diese Bewegungen zu unterbinden, sondern sie zu verstehen. Indem wir ihm den Raum gaben, neugierig zu sein und sich sogar frustriert zu fühlen, konnten wir seine intrinsische Motivation fördern, sich zu bewegen und sich mit der Welt um ihn herum zu verbinden.
Eine Grundlage schaffen, nicht nur Meilensteinen nachjagen
Nachdem wir uns ein klares Bild von Bens Ausgangslage gemacht hatten, entwarfen wir einen individuellen Plan für unsere erste gemeinsame Woche. Das Ziel war nicht, ihn zum nächsten Meilenstein zu drängen, sondern die sensorischen und motorischen Grundlagen zu schaffen, die er brauchte, um das Ziel aus eigener Kraft zu erreichen.
Zu unseren Schwerpunktbereichen gehörten:
Motorische Entwicklung: Sanfte Förderung der Muster für das Rollen, Kriechen und die Bewegung in eine sitzende Position.
Entspannung des Nervensystems: Gezielte Berührung, Rhythmus und Klang helfen seinem System, sich sicher und organisiert zu fühlen - eine Voraussetzung für jedes Lernen.
Kommunikation: Stärkung des Augenkontakts und des Sprachspiels, um das Gerüst für absichtliche Bitten zu schaffen.
Anpassung der Umgebung: Einfache Veränderungen, wie z. B. die Reduzierung von Unordnung, können einen ruhigeren Raum schaffen, der es dem Gehirn eines Kindes ermöglicht, sich zu konzentrieren und zu lernen.
Befähigung der Eltern: Dies ist der wichtigste Teil. Meine Aufgabe ist es nie, die Instinkte der Eltern zu ersetzen, sondern sie zu stärken. Wir haben gemeinsam geübt, alltägliche Routinen wie Füttern und Spielen in kraftvolle Entwicklungsmöglichkeiten zu verwandeln. Eine wichtige Lektion ist das Erlernen des empfindlichen Gleichgewichts zwischen Helfen und Zurücktreten, um Ben den wertvollen Raum zu geben, sich auszuprobieren, zu kämpfen und selbst erfolgreich zu sein.
Die angewandten Techniken waren eine Mischung aus bewährten und integrativen Methoden, einschließlich der Prinzipien von PäPKi®, Feldenkrais® und First-Step®, die alle in meinem eigenen Root&Rise®-Rahmenwerk vereint sind, das neuromotorische Entwicklung mit tiefgreifender Familienunterstützung verbindet.
Blick in die Zukunft: Jede Verbindung ist ein Meilenstein
Dies ist nur der Anfang einer langen und hoffnungsvollen Reise für Ben und seine Familie. In seiner Geschichte geht es nicht um eine schnelle Lösung, sondern um ein Engagement für einen Prozess. Mit einem unterstützenden Umfeld und einem professionellen Ansatz, der seinem einzigartigen Rhythmus Rechnung trägt, kann Ben weiterhin neue Möglichkeiten erkunden.
Wir dürfen nicht vergessen, dass für Kinder wie Ben jede Bewegung, jedes Geräusch und jeder Blick eine bedeutende Leistung darstellt. Es sind nicht nur kleine Schritte auf einer Entwicklungstabelle. Es sind Verbindungen, die im Gehirn geknüpft werden - die Grundlagen für ein lebenslanges Wachstum.